Paul Martini (1607–1678) war zuletzt Pastor im nordfriesischen Bordelum. Seine Ausbildung genoss er in Hamburg am Akademischen Gymnasium. Die meisten der Einträge stammen aus dem Jahr 1633, in dem sich viele der dort wirkenden Professoren eingeschrieben haben, u.a. Johann Adolph Tassius, Heinrich Vagetius, Severin Schlüter, Bernhard Werenberg und Joachim Jungius.

Später wurde das Stammbuch als Familienbuch genutzt, mit Einträgen bis 1679.

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SUB Hamburg, Cod. Stammbuch 1, Bl. 35r

Der Rektor des Akademischen Gymnasiums, Joachim Jungius (1587–1657), wählte für seinen Eintrag das Horazzitat „Nihil est ab omni [parte] beatum“ („Nichts ist in jeder Hinsicht glückselig“ bzw. „es gibt kein vollkommenes Glück“; Hor. Od. II, 16, 27).

Horaz war einer der beliebtesten antiken Autoren, um an den Schulen die lateinische Sprache, aber auch moralische Lehren zu unterrichten.

In dessen Ode heißt es auch, dass die Seele in der Gegenwart fröhlich sein und sich nicht um das Morgen oder bittere Dinge sorgen soll. Wie der bekannte Appell des Dichters „Carpe diem“ („Nutze den Tag“) ist auch diese Sentenz hedonistisch im Sinne Epikurs gemeint, der für eine einfache Lebensweise eintrat.

Der Nachlass von Jungius wird in der SUB aufbewahrt und ist komplett digital zugänglich.

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