30. Stammbuch der Charlotte Alberti (1764–1842)
Objekt 29: SUB Hamburg, Cod. Stammbuch 44 (Aufgeschlagen S. 88-89)
Die 16jährige Charlotte legte ihr Album im Juli 1780 an. Bis 1795 sammelte sie darin Einträge u.a. von Matthias Claudius, Johann Friedrich Reichardt (1783 verheiratet mit Johanna Alberti) , Johann Heinrich Voß und zahlreichen, überwiegend weiblichen Personen aus dem Klopstock-Kreis. Zu den ersten Einträgerinnen gehörte z.B. Charlotte Greve, eine Freundin Klopstocks.
Vermutlich ließ Charlotte ihr Album herumgehen, wenn Gäste im beliebten Haus der „Mutter Alberti“, wie Dorothea Charlotte, Witwe des aufgeklärten Theologen Julius Gustav Alberti (1723–1772), genannt wurde, waren. Zu den häufigsten Gästen zählte z.B. Voß.
Charlotte heiratete 1804 den aus Norwegen stammenden Philosophen Jacob Nicolai Möller (1777–1862), der Anhänger von Kant und Fichte war, und ließ sich mit ihm in Münster nieder. Beide konvertierten zum Katholizismus, wie auch ihre berühmte Schwester Maria, Malerin und Gründungsoberin der Clemensschwestern.
Das Stammbuch mit seinen 107 Einträgen ist ein beeindruckender Gesellschaftsspiegel dieser Zeit.
Die Familie Alberti war eng mit Malern und Dichtern verbunden. Maria Alberti z.B. lernte bei Friedrich Ludwig Waagen, verheiratet mit ihrer Schwester Johanna Luise, Malerei und ging später an die Kunstakademie Dresden, wo sie auch auf Philipp Otto Runge traf. Maria Amalie Alberti war zudem mit dem Schriftsteller Ludwig Tieck verheiratet.
Charlotte nahm ihr Stammbuch auch mit auf Reisen. In Berlin, am 25. April 1785, tragen sich die Schwestern Susette (Susanne) und Nanette (Jeanette) Chodowiecki mit wunderschönen Zeugnissen ihrer Zeichenkunst ein, Töchter des berühmten Kupferstechers Daniel Chodowiecki.
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