Das später neu zusammengestellte und gebundene Stammbuch enthält 194 Einträge, überwiegend für den schlesischen Juristen und Poeta laureatus Tobias Scultetus in der Zeit von 1591 bis 1602. Weitere eingeklebte Blätter mit Einträgen von 1629 sowie Porträts lassen vermuten, dass es als Grundlage für eine private personengeschichtliche Sammlung diente.

Nach Abschluss seines Jurastudiums 1589 in Leipzig begab er sich kurz darauf als Erzieher und Begleiter des schlesischen Adligen Sigismund von Burghaus auf eine mehrjährige Studienreise über Nürnberg, Heidelberg, Straßburg, Genf, Köln, Prag, Basel (1599 Dr. jur.), bis nach Padua und Siena in Italien. Die meisten Einträge stammen aus dieser Zeit.

Scultetus, später Kammerfiskal von Niederschlesien und der Lausitz sowie geadelter Hofpfalzgraf mit Sitz in Beuthen an der Oder, blieb neben der Juristerei auch seiner Leidenschaft, der Poesie, treu. Er besaß eine reiche Bibliothek, von der auch sein Günstling Martin Opitz („Vater der deutschen Dichtung“), der in dessen Haus als Erzieher angestellt war, profitiert haben soll.

Objekt 5: SUB Hamburg, Cod. Stammbuch 28, Bl. 110r-110v

Eintrag von Paulus (Schede) Melissus (1539–1602)

1593 kam er an die Heidelberger Universität und traf auf den niederländischen Gelehrten und letzten Kustos der berühmten Bibliotheca Palatina, Janus Gruter, und den großen Dichter der Stadt, Paulus (Schede) Melissus, die sich beide zusammen mit Johannes Posthius im Oktober 1594, vermutlich anlässlich der Krönung von Scultetus zum Poeta laureatus, eintrugen. Posthius und Gruter trugen auch Begrüßungsgedichte zu seiner in Heidelberg erschienenen Gedichtsammlung bei.

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