Objekt 2: SUB Hamburg, NL Graak 1 (Aufgeschlagen: Bl. 361v)

Das älteste Stammbuch in der SUB ist ein katholisches und wurde 1568 von dem aus der Nähe von Budweis (Böhmen) stammenden Adligen Wenzel Petrzik angelegt. Er verwendete dazu die mit Holzschnitten von Virgil Solis (1514-1562) illustrierten Ausgaben zu Johannes Posthius‘ lateinisch-deutschen Tetrasticha zu Ovids Metamorphosen (1563) und Hartmann Schoppers lateinisch-deutschen Dichtungen zu Aesops Fabeln (1566).

Die Inskribenten der etwa 250 Einträge, darunter 48 mit Wappen, hat Petrzik sorgfältig in einem Register, geordnet nach den beiden Druckausgaben und mit Angaben zum Stand, aufgeführt. Über die Hälfte aller Einträge sammelte er während seines Studiums in Ingolstadt 1570-1575.

Nach seiner Promotion zum Doktor beider Rechte 1575 ging er zunächst in die Dienste des Prager Erzbischofs Anton Brus von Müglitz, der entschieden für die Gegenreformation eintrat. 1580 ernannte Herzog Wilhelm V. von Bayern (1548-1626; reg. 1579-1597) den humanistisch gebildeten Katholiken und redegewandten Juristen Petrzik zum Hofrat und Praeceptor für seinen Sohn Maximilian I. (1573-1626).

Wappeneintrag des Kommilitonen Friedrich Staphylus am 29. April 1575 in Ingolstadt, mit dem Wahlspruch: Respice finem. Dieses beliebte Motto wird auf Aesops Fabel 78 „Zwei Frösche“ zurückgeführt: quidquid agis, prudenter agas et respice finem (was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende).

Sohn des einstigen Melanchthonschülers Friedrich Staphylus (1512-1564), der 1553 zum Katholizismus konvertierte und als Theologieprofessor und Superintendent in Ingolstadt die Gegenreformation unterstützte. Auf den folgenden Blättern finden sich auch die Einträge seiner Brüder Andreas und Johannes.

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Literatur:

Julia Felis, Das Stammbuch – Entstehung und Entwicklung einer Textsorte anhand zweier Beispiele. Bochum 2002 (Schriftliche Hausarbeit für die Masterprüfung der Fakultät für Philologie an der Ruhr-Universität Bochum).