10-11. Zwei Stammbücher des Heinrich Kellinghusen (1687-1745)
Im Gegensatz zum für Studentenstammbücher üblichen Miteinander von Professoren und Studenten in einem Band versammelte der aus angesehener Hamburger Familie stammende Heinrich Kellinghusen die beiden Gruppen getrennt in jeweils einem Album mit völlig unterschiedlichem Charakter.
Das Album für die Kommilitonen betont in den Einträgen mit vielen Illustrationen die heiteren Seiten des Studentenlebens mit witzigen und spöttischen Texten; das von ihm mit „Onomatheca“ (Namensbehältnis) betitelte Album für die Professoren (unter ihnen Christian Thomasius) widmet sich voller Würde den Hinweisen und Ratschlägen für die künftige juristische Laufbahn.
Heinrich Kellinghusen studierte Jura in Leipzig und Jena, promovierte zum Dr. jur. in Halle. Danach wirkte er als Jurist und Domherr bis zu seinem Tod in Hamburg. Entsprechend stammen die Eintragungen aus den Jahren 1709 bis 1710 von Professoren und Kommilitonen der Universitäten sowie von Kontakten bei gelegentlichen Reisen.
Objekt 10-11: Staatsarchiv Hamburg, 622-1/117 - A II 4a, S.?
Nächtliches Ständchen von verkleideten Studenten auf einer städtischen Straße, Aquarell im Studentenband mit Begleittext „ Sic proprio delectamur cantu“ (So erfreuen wir uns an passender Musik), eingetragen von Johann Baptist Mutzenbecher, wie sein Freund und Studiengenosse Kellinghusen aus wohlhabender Hamburger Familie stammend und ganz der fröhlichen Seite zugeneigt.
Entsprechend formuliert der Text im Professorenband einen ernsten und aus den Briefen des Apostels Paulus abgeleiteten Sinnspruch „Suum quod ex se est nihilum agnoscere vera sapientia est“ (Die wahre Weisheit ist, das Seinige, das aus einem selbst kommt, als ein Nichts zu erkennen). Der Einträger Heinrich Bodinus, Professor der Rechte in Halle, benutzte diesen Spruch in Varianten für etliche seiner Eintragungen in die Stammbücher seiner Studenten.
GJ