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Ingrid Mertens und Bibliotheksdirektor Prof. Robert Zepf, Restitution 24.10.2019 (Foto: SUB)

Am 24. Oktober 2019 kommt die 89-jährige Ingrid Mertens zur Rückgabe von Büchern ihres Großvaters Hans Sternheim nach Hamburg. Großzügig überlässt sie die Bände unserer Bibliothek – und schenkt noch Wertvolles aus Familienbesitz dazu: Fotos, Briefe und Bücher, darunter ein Gedichtband mit freundschaftlicher Widmung Theodor Fontanes.

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Exlibris Sternheim, aus: Wilhelm Filchner, Das Rätsel des Matschu, Berlin 1907 (NSR A 1950/4671, Foto: SUB)

Die außergewöhnliche Restitution geht auf einen Ankauf von Büchern beim Auktionshaus Hauswedell vom Mai 1939 zurück. Ein Exlibris darin verweist auf den Eigentümer Hans Sternheim (1876-1944), Kaufmann und Bibliophiler aus Berlin. Seine Eltern waren enge Freunde von Theodor Fontane. Sie traten vom Judentum zum Protestantismus über, Fontane wurde Taufpate und Vertrauter des Sohnes Hans. Bereits kurz nach 1933 verlor Hans Sternheim seinen Posten als langjähriger Geschäftsführer einer Druckerei. Zwischen 1936 und 1939 musste er mit seiner Frau Ida in immer engere Quartiere umziehen, ihre finanzielle Not wuchs. Der unfreiwillige Verkauf von Büchern im Mai 1939 war ein NS-verfolgungsbedingter Entzug.

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Hans Sternheim, um 1920
(Foto: SUB, Nachlass Sternheim)

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Ida Marie Sternheim, um 1920
(Foto: SUB, Nachlass Sternheim)

1942 wurden Hans und Ida Sternheim zunächst nach Theresienstadt deportiert, 1944 dann in Auschwitz ermordet. Ihr einziges Kind Käthe Mertens musste in Berlin Zwangsarbeit leisten. Anfang 1944 konnte sie untertauchen und überlebte zusammen mit ihrer Tochter Ingrid Verfolgung und Krieg. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2022 lebte Ingrid Mertens in Berlin.

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In Hans Sternheims Büchern im Bestand der SUB erinnert seit 2019 ein Einleger an den zuvor fast vergessenen Bücherfreund und seine tragische Geschichte zwischen Fontane und Auschwitz.