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Exlibris Otto Elias, Künstler Walter Buhe, aus: Altfranzösische Novellen, Leipzig 1909 (A 33709: 2, Foto: SUB)

Am Anfang dieser Suche steht die Überprüfung eines Ankaufs beim Auktionshaus Hauswedell Ende 1938. In einem der Bücher findet sich ein auffälliges Exlibris mit dem Namen Otto Elias, in einem anderen der Schriftzug Käthe Elias-Richter. Der Auktionskatalog zeigt, dass beide Bücher vom Einlieferer „R. in M.“ stammen.

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Otto und Emma Elias, um 1910
(Foto: privat)

Das Puzzlespiel beginnt: Wie passen diese Teile zusammen? Von wem sind die Bücher? Erste Recherchen ergeben, dass sie dem Dortmunder Rechtsanwalt und Bibliophilen Dr. Otto Elias gehörten, den das NS-Regime als kämpferischen Anwalt und Juden verfolgte. Schon im April 1933 wurde er festgenommen und kam wenige Tage später unter ungeklärten Umständen im Gefängnis zu Tode. Die Familie wurde weiter schikaniert, 1934 nahm sich die Witwe das Leben. Die gemeinsame Tochter Käthe Elias-Richter verließ Dortmund, um weiterer Verfolgung zu entgehen – das Kürzel „R. in M.“ steht für „Richter in Münster“.

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Käthe Elias-Richter, um 1930
(Foto: privat)

Aber wie kamen die Bücher ins Auktionshaus? Die Recherche in Entschädigungsakten liefert die Antwort: Auch in Münster waren die Richters weiterhin Verfolgung und Entrechtung ausgesetzt, trotz Käthes nicht-jüdischem Ehemann. Berufsverbote und Beschlagnahmungen zwangen sie, ihr Haus zu verkaufen und 1938 auch Teile der wertvollen Bibliothek von Otto Elias zu veräußern. Hier schließt sich der Kreis: Hauswedell versteigerte kurz darauf die Bücher. Der Erwerbung von 1938 bei diesem Auktionshaus liegt mithin ein NS-verfolgungsbedingter Entzug zugrunde.

2023 werden die rechtmäßigen Erbinnen und Erben kontaktiert. Voller Großherzigkeit entscheiden sie sich, auf die Restitution des NS-Raubguts zu verzichten und die Bücher ihres Groß- und Urgroßvaters Otto Elias in der SUB zu belassen.