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Hermann Kiewys Autographen waren in 36 Schatullen untergebracht, von denen 15 mitsamt eines handgeschriebenen Katalogs aus Eriwan zurückkehrten. (Foto: SUB)

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Schreiben von Dr. Johannes Lemcke, 12.1.1943. Direktor Dr. Wahl, der die Sammlung hatte erwerben lassen, war kurz zuvor in den Ruhestand gegangen. „Jordanstraße“ ist ein Fehler, Ida Kiewy wohnte in der Johnsallee. (Foto: SUB)

Im Juli 1942 beginnen in Hamburg die letzten großen Deportationen der noch in der Stadt lebenden Jüdinnen und Juden. Hat die Bibliothek ihre Sondersammlungen zuvor meist durch Ankäufe im Handel erweitert, so greift sie nun direkt auf NS-Raubgut zu: Ein Mitarbeiter sichtet eine große Autographensammlung in der beschlagnahmten Wohnung von Ida Kiewy, die kurz zuvor nach Theresienstadt deportiert worden ist. Wenig später kauft die Bibliothek beim Oberfinanzpräsidium alle 5600 Autographen weit unter Wert für 5400 RM. Die kostbare Sammlung hatte der Hamburger Kaufmann Hermann Kiewy (1858-1924) über Jahrzehnte zusammengetragen.

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Hermann Kiewy mit seinen drei Töchtern sowie dem Kindermädchen,
ca. 1904 (Foto: privat)

Seine Witwe Ida Kiewy ist eine der wenigen jüdischen Deportierten, die in der NS-Zeit durch das Internationale Rote Kreuz freigekauft werden: Im Februar 1945 kann sie aus Theresienstadt in die Schweiz und später in die USA ausreisen, 1953 stirbt sie in Hamburg. 1959 erhalten ihre Kinder nach langen Mühen eine geringe Entschädigung für Hermann Kiewys als verschollen geltende Sammlungen. Auch die Bibliothek vermisst die Autographen: 1943 sind sie mit anderen wertvollen Beständen ins sächsische Schloss Lauenstein ausgelagert und von dort 1945 als Beutegut in die Sowjetunion verbracht worden.

Nach Ende des Kalten Krieges kehren 1998 überraschend zahlreiche Stücke aus Kiewys Sammlung in die SUB zurück, als Teil einer Rückgabe Hamburger Kulturguts aus der armenischen Akademie der Wissenschaften in Eriwan. Am Ende des langen Wegs dieser Autographen wird eine Restitution an die Erbinnen und Erben von Hermann und Ida Kiewy stehen.