Autographen als Passion: Heinrich Spiero
Der erfolgreiche Schriftsteller und Literaturhistoriker Dr. Heinrich Spiero (1876-1947) beginnt schon als Schüler, Autographen zu sammeln. Über Jahrzehnte baut er mit Liebe und Sorgfalt eine Sammlung von rund 8.000 Briefen berühmter Personen auf. Vor dem Ersten Weltkrieg gehört er in Hamburg zum literarischen Freundeskreis um Detlev von Liliencron und Gustav Falke. Später schreibt Spiero vielgelesene Biographien der von ihm verehrten Schriftsteller.
In der NS-Zeit wird der aktive Protestant als „Volljude“ verfolgt und mit Berufsverbot belegt. Die Familie gerät in existenzielle Not. Schweren Herzens beginnt Spiero ab 1935, Teile seiner wertvollen Autographensammlung vom Berliner Auktionshaus Stargardt versteigern zu lassen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. 1937 kauft die Bibliothek 288 Briefe aus dieser Einlieferung, alles Schreiben Hamburger Dichter an ihren alten Freund. Bibliotheksdirektor Dr. Wahl freut sich über die „äußerst willkommene Abrundung“ der Bestände.
Mit Hilfe seiner Familie überlebt Heinrich Spiero das NS-Regime, zuletzt schwer krank in der Illegalität. Er stirbt 1947. Erst viel später erhält seine Witwe minimale finanzielle Entschädigungen für das der Familie zugefügte Unrecht. Dazu gehören auch Zwangsverkäufe: Ohne Verfolgung durch das NS-Regime hätte sich Heinrich Spiero von seinen geliebten Autographen nicht getrennt. Der Erwerbung von 1937 liegt also ein NS-verfolgungsbedingter Entzug zugrunde.