Bisherige Ergebnisse und offene Fragen
Innerhalb des Projekts zu NS-Raubgut in den Sondersammlungen sind Tausende Zugänge der Jahre 1933-1945 überprüft und Hunderte genauer untersucht worden. Die Ausstellung zeigt einige Fälle, bei denen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ermittelt werden konnte. Vor allem aber zeigt sie die Geschichten hinter diesen Fällen, zeigt das Leid und die Not der Verfolgten. Oft waren es Bibliophile, die nur unter großem Druck Teile ihrer geliebten Sammlungen veräußerten. Es ist wichtig, diese Schicksale zu erzählen, Rückgaben an Familien in die Wege zu leiten und die Provenienz verbleibender Bücher in Katalogen und Magazinen transparent zu machen.
Zugleich bleiben noch viele Fragen offen. Zum Beispiel: Wann und warum trennte sich die Hamburger Schriftstellerin Grete Massé, 1941 im Ghetto Riga ermordet, von einem Buch, das ihr in rührenden Worten gewidmet ist? Steht das Kürzel „Dr. L.“ in den Auktionskatalogen der späten 1930er Jahre definitiv für Kurt Loewenfeld, der zur Finanzierung der Emigration seine wertvolle Autographensammlung auflöste? Sind die 1941 in Prag erworbenen Inkunabeln, deren Verkäufer viel mit beschlagnahmtem Besitz handelte, wirklich NS-Raubgut?
In manchen Fällen ist es gelungen, die letzten Lücken in der Provenienzkette zu schließen und Dinge zu restituieren. In anderen Fällen konnte es leider mehr als 75 Jahre später keine eindeutige Klärung mehr geben. Das Projekt zu den Sondersammlungen der SUB hat aber über die konkreten Ergebnisse hinaus mit seiner Arbeit Ansatzpunkte für neue Forschungen eröffnet. Und das ist von großer Bedeutung: Denn auch in Zukunft wird sich unsere Bibliothek weiter um die Suche nach NS-Raubgut kümmern.