Leo Lippmann
Dr. Leo Lippmann, geb. am 26. Mai 1881 in Hamburg als ältester Sohn einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, studierte nach dem Abitur am Johanneum Jura.
Fast dreißig Jahre lang war Lippmann in der Hamburgischen Finanzverwaltung tätig. Zunächst als Referendar, später als Assessor, seit 1921 als Staatsrat. Lippmann galt als der führende Finanzexperte der Stadt und half dieser als Fachmann und untadeliger Beamter in einer Vielzahl von Ämtern durch die wirtschaftlichen Notzeiten des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik. Die Entlassung aus all seinen Ämtern auf Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1933 traf ihn schwer und blieb nicht unwidersprochen.
1935 entschloss er sich, seine Fähigkeiten in den Dienst der jüdischen Gemeinde zu stellen und blieb selbst in Zeiten persönlicher Not ihr verantwortlicher Dokumentar. In der sicheren Erwartung der eigenen Deportation nahmen er und seine Ehefrau Anna, geb. von der Porten, sich am 11. Juni 1943 das Leben.
Nach dem Selbstmord des Ehepaares Lippmann wurden dessen verbliebene Besitztümer öffentlich versteigert. Akribisch genau geführte Listen führen noch den kleinsten Gegenstand auf: 6 Rotweingläser Kristall, 1 led. Papierkorb, 4 Glasteller, 1 Zitronenquetscher... Insgesamt 401 Positionen enthält die Liste.
Die Bibliothek und die Exlibrissammlung füllen die Positionen 181–308 und wenige Nummern am Ende der Liste. Nach Eingreifen des Rechtsanwaltes Hans Hertz wurde die Versteigerung der Lippmannschen Bibliothek gestoppt. Bibliotheksdirektor Heinrich Reincke bestätigte Hertz, dass er damit im öffentlichen Interesse handelte. Dies geschah nicht ohne Eigennutz, denn die SUB erwarb beide Sammlungen - Bücher und Exlibris, etwa 800 Bände und Broschüren - für 5.500 RM zuzüglich 15 % Kaution direkt vom Gerichtsvollzieheramt. Die Rechnung, ausgestellt vom Gerichtsvollzieher Gerlach, wurde im Zugangsbuch von 1943 unter der laufenden Nummer 3257 eingetragen. Auch von anderer Seite bestand Interesse an der Lippmann’schen Bibliothek, wie der Brief von Herrn Willy Streit an die Bibliotheksleitung belegt.
Im September 1945 wandte sich der von Lippmann bestellte Testamentsvollstrecker Theodor Böe mit der Frage nach dem Verbleib der Bücher an die Bibliothek.
In einem langen Verfahren vor der Zweiten Wiedergutmachungskammer am Landgericht Hamburg wurden der Familie 1952 4.000 DM als Rückzahlung zugesprochen. Dieser Betrag wurde 1955 bestätigt.