Verlorenes und gerettetes Kulturgut
Die 1943 in der Bibliothek vorhandenen Buchbestände (etwa 850.000 Bände) waren systematisch nach Fächern aufgestellt und in den über 600 Bänden des 1840 begonnenen Realkatalogs handschriftlich verzeichnet.
Für die Benutzer gab es einen bis 1882 geführten Alphabetischen Katalog (ebenfalls handschriftlich in Foliobänden) sowie für die neuere Literatur alphabetische Kataloge in Zettelform. Bei der Zerstörung der Bibliothek 1943 gingen sie in Flammen auf. Nur der im Bunker auf dem Heiligengeistfeld ausgelagerte Realkatalog überstand das Inferno und bildete nach der Katastrophe - und z.T. noch bis heute - das einzige Nachweisinstrument für etwa 150.000 gerettete Bände.
Neben ganzen Fächergruppen verbrannten Hamburgensien aller Art: Hochzeits- und Trauergedichte, Auktionskataloge und andere Gelegenheitsschriften, sowie die Bibelsammlung des Hauptpastors Johann Melchior Goeze fast vollständig.
Die wertvollsten Autographen, Handschriften und Nachlässe, die Inkunabeln, ausgewählte Zimelien, niederdeutsche Unica, Reformations- und weitere alte und seltene Drucke waren zunächst andernorts in Hamburg, dann in Sachsen vor den Luftangriffen in Sicherheit gebracht worden. Sie haben dort zwar den Krieg überdauert, sind später aber nur zum Teil direkt oder erst auf dem Umweg über die Sowjetunion nach Hamburg zurückgekehrt.
142 ausgelagerte Kisten mit etwa 1.500 Handschriften, über 800 Bänden Inkunabeln, rund 5.000 Drucken des 16. bis 18. Jahrhunderts und einer Reihe von Nachlässen und Sammlungen sind bis heute verschollen. Die Auswahl der über die Zimelien hinaus auszulagernden kostbaren Druckschriften hatte sich mangels Personal zunächst auf die Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Germanischen und Nordischen Philologie beschränkt (Bände SA, SB und SCa des Realkatalogs). Später wurden dann anhand des gedruckten Gesamtkatalogs der deutschen Bibliotheken (12 Bände: B - Beethordnung) systematisch alle Werke herausgezogen, die nur in der SUB Hamburg vorhanden waren - darunter natürlich auch weniger wertvolle “Unikate” wie z.B. Frank Ballard, The rational way to spiritual revival, London 1916. Weit wertvollere Bestände wie z.B. frühe Ausgaben von Dante, Petrarca, Shakespeare, Cervantes, Moliere, Goethe, Büchner usw. blieben in der Bibliothek und wurden von den Bomben verschont.
Der weitaus größere Teil der in der Bibliothek über Jahrhunderte gesammelten und bewahrten Zeugnisse menschlichen Geistes aber war nach dem Inferno nur noch Staub und Asche.