"Operation Gomorrha"

Vom 24. Juli bis zum 3. August 1943 führten die Alliierten die größte Luftoperation durch, die es je gegen eine deutsche Stadt gegeben hat, die „Operation Gomorrha“. In der Nacht zum 25. Juli griffen 791 Bomber Hamburg an, und gleich dieser erste Angriff traf das Hamburger Buchquartier mit der Bibliothek der Hansestadt Hamburg (ehemals Staats- und Universitätsbibliothek) und der Commerzbibliothek am Speersort vernichtend.

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Bibliotheksgebäude von 1840. Ruine des Hauptgebäudes (1949)

Sowohl der Ostflügel, Standort der Commerzbibliothek, als auch der Mittelbau, in dem der Lesesaal, der Katalograum und große Teile des Buchbestandes untergebracht waren, brannten vollständig aus. Lediglich Teile des Westflügels mit dem dort gelagerten Buchbestand konnten gerettet werden.

Es liegen keine Aufnahmen aus der Zeit unmittelbar nach dem Angriff in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 vor. Das zur Verfügung stehende Bildmaterial stammt überwiegend aus der Nachkriegszeit und zeigt die verbliebenen Reste des Gebäudes nach weiteren Bombenschäden im Westflügel, die bei einem Angriff im Juni 1944 entstanden.

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Nur eine Wand blieb von der Staatsbibliothek

Schäden, Verluste

Während der „Operation Gomorrha“ verbrannten 700.000 der 850.000 Bände der Bibliothek der Hansestadt im großen Büchersaal, im Lesesaal sowie in weiteren Zimmern des Mitteltrakts des alten Johanneums die unersetzlichen Publikumskataloge, die Bibliographien und Enzyklopädien und ganze Fächer (Philosophie, Mathematik, Medizin, Geschichte, Geographie, Kulturgeschichte, Kunst, Musik, Theologie, Klassische Philologie, Orientalistik, Völkerkunde, Biologie, Wirtschaftswissenschaften), dazu die Sammlungen Hansa und Hamburgensien mit ungezählten Unikaten und die Zeitungen.

Die Schadenssumme wurde auf 27 Mio. Reichsmark für die Buchbestände und 1 Mio. für die zerstörten Gebäudeteile geschätzt. Der Verlust an kultureller Substanz war unschätzbar. Aus dem Westflügel konnten die Fächer Physik, Chemie, Rechtswissenschaft, Germanistik, Anglistik, Romanistik, Slawistik und Teile der Archäologie gerettet werden. 140.000 Bücher wurden in den Hochbunker Eiffestraße im völlig ausgebrannten Stadtteil Hamm gebracht. In dem geräumten Westflügel des alten Johanneums begann im Herbst 1943 der Neuaufbau des Bestandes, bis auch dieser Trakt am 18. Juni 1944 von Bomben zerstört wurde.

Auch die traditionsreiche Commerzbibliothek, Hamburgs zweitgrößte wissenschaftliche Bibliothek, seit 1919 im Ostflügel, verbrannte in dieser Nacht – darunter eine umfangreiche Sammlung von Bildern, Plänen, Karten und Portraits zur hamburgischen Geschichte des 17. bis 19. Jhs. Nur 14.000 von 174.000 Bänden konnten gerettet werden.