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Gelbe Seide mit Blumenmuster

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Jeanne de Saint-Rémy de Valois de La Motte

Eine wahre Rarität: Der in gelbe Seide mit Blumenmuster gebundene erste Teil der wahrscheinlich im englischen Exil veröffentlichten Memoiren der Jeanne de Saint-Rémy de Valois de La Motte (1756–1791), der mutmaßlichen Drahtzieherin der „Halsbandaffäre“ am französischen Hof.

Der Name der Autorin verbindet sich mit einer abenteuerlichen Geschichte: Gemeinsam mit ihrem Mann, dem verarmten Landadeligen Marc Antoine Nicolas de La Motte, nutzte Jeanne de Saint-Rémy ihre Kontakte zum französischen Hof und verwickelte u.a. den Kardinal Louis René Édouard de Rohan in abenteuerliche Betrügereien. Durch gefälschte Briefe, die angeblich von Königin Marie Antoinette stammten, animierte sie den Kardinal zum Kauf eines wertvollen Diamantencolliers, das dieser dann ihr als einer vermeintlichen Vertrauten der Königin übergab. Der Betrug wurde jedoch entdeckt, Jeanne wurde als Diebin gebrandmarkt und floh nach kurzer Haft aus der Salpêtrière in Paris nach London, wo sie ihre Memoiren und eine Autobiographie verfasste. Am 23. August 1791 starb sie an den Folgen eines Fluchtversuchs vor der englischen Polizei.

Der Hintergrund dieses besonderen Zugangs in unsere Bibliothek wurde im Rahmen der Recherche nach NS-Raubgut in der Stabi ermittelt: Auf den verschiedensten Wegen gelangten vor allem in der Zeit von 1933 bis 1945 Bücher von Verfolgten des Naziregimes in die SUB Hamburg.

Neben lokalen ‚Zulieferern‘ wie der Gestapo Hamburg oder dem Gerichtsvollzieheramt spielte dabei insbesondere nach der Zerstörung und den immensen Bestandsverlusten 1943 die Reichstauschstelle Berlin mit ihren Zuweisungen und Angeboten eine Rolle. Ab 1943 hatte sie eine eigene Abteilung für den „Wiederaufbau“ der kriegsgeschädigten wissenschaftlichen Bibliotheken des Deutschen Reiches eingerichtet. 

So bot die Reichstauschstlle der Stabi Hamburg u.a. am 1. Juni 1944 einen besonderen ‚Ankauf‘ an: Den überwiegend französisch- und englischsprachigen Teil der Bibliothek des jüdischen Industriellen Ignaz Petschek und seiner Frau Helene, der bereits 1938 im damals sudetendeutschen Aussig (heute Ústí nad Labem) beschlagnahmt worden war.