Der lange Weg der Bücher
Auch die umfangreiche Privatbibliothek von Ignaz und Helene Petschek sollte zugunsten des Reiches versteigert werden. Zu diesem Zweck brachte man die Bücher zusammen mit den anderen Mobilien nach Berlin und ließ sie dort zunächst schätzen. Ein Teil wurde anschließend als ‚sudetendeutsches Kulturgut’ u.a. von der Aussiger Stadtbibliothek erworben. Die übrigen deutschsprachigen Bücher sowie der Rest der Mobilien wurden im März 1942 direkt in der Villa Petschek in Berlin-Dahlem versteigert.
Den englisch-französischen Teil der Bibliothek, der nicht öffentlich versteigert werden durfte, übernahm im Oktober 1943 die Reichstauschstelle. Im Juni 1944 erging dann von dort das eingangs zitierte Angebot an die Stabi Hamburg.
Wie Interims-Direktor Heinrich Reincke auf dem Angebotsschreiben vermerkte, war die Erwerbung „im Ganzen! sehr erwünscht“.
Wegen der andauernden Bombardierungen Hamburgs und Berlins wurden die Erwerbungen von der Reichstauschstelle jedoch zunächst in vermeintlich sicheren Depots vor allem im Osten Deutschlands zwischengelagert. Sie gelangten zum Teil erst lange nach Kriegsende nach Hamburg.
So auch die Bücher der Bibliothek Petschek - unter ihnen dieses liebevoll in gelbe Seide gebundene Bändchen, vermutlich eine Erstausgabe der im englischen Exil veröffentlichten Memoiren der Jeanne de Saint-Rémy de Valois de La Motte.
Von den ursprünglich ca. 800 Bänden aus dem Angebot der Reichstauschstelle konnten bei den Recherchen im Bestand der Stabi bisher 420 Bände als eindeutig zur Bibliothek Petschek gehörend ermittelt werden.